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Orangen/Brasilien

FAIRTRADE – Orangen Kooperative CEALNOR in Rio Real

Brasilien allgemein

Brasilien ist mit seiner Größe von 8.547.404 km² das fünftgrößte Land der Erde und das größte und bevölkerungsreichste in Südamerika.
Mehr als zwei Drittel Brasiliens werden von den Flüssen Tocantins und Amazonas entwässert. Mit seiner Länge von 6.400 km ist der Amazonas nach dem Nil der zweitgrößte Fluss der Erde, und bis zu zwei Drittel seiner Länge sind für Hochseeschiffe befahrbar. Die Bevölkerung Brasiliens setzt sich aus mehr als die Hälfte Weißer, außerdem Mulatten, Mestizen, Schwarze und ca. 300.000 Indianer zusammen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist zwischen 15 und 64 Jahren, das ergibt ein Durchschnittsalter von 27 Jahren. Brasilien ist also ein sehr „junges“ Land.
Der Großteil der Bevölkerung gehört der römisch-katholischen Religion an, aber auch der Protestantismus und einige Kulturen, die aus afrikanischen Religionen entstanden, finden ihre Anhänger. Candomblé ist einer der weitverbreitesten afro-brasilianischen Kulte.
Das in Brasilien gesprochene Portugiesisch verwendet viele Wörter aus Indianersprachen und afrikanischen Dialekten, was die Bezeichnung der Landessprache als „Brasilianisch“ rechtfertigt. Die indigene Bevölkerung verfügt über mehr als 100 verschiedene Sprachen.

Bahia

Die Mehrheit der Bevölkerung in Bahia besteht aus den Nachfahren schwarzer Sklaven. Immer noch bestimmen die sozialen Unterschiede zwischen der wohlhabenden weißen Oberschicht und der armen schwarzen Unterschicht die gesellschaftliche Struktur. Den afrikanischen Einfluss entdeckt man nicht nur auf der Speisekarte, wo man eine große Auswahl an afrikanischen Gerichten finden kann, sondern vor allem auch in der Hauptstadt Salvador, wo noch afrobrasilianische Kulte und Kampftänze wie der Capoeira lebendig sind.

Im Bundesstaat Bahia, der im Nordosten des Landes liegt, befindet sich auch die FAIRTRADE – Kooperative CEALNOR.


Rio Real/Bahia/Brasilien

FAIRTRADE – Orangen Kooperative CEALNOR in Rio Real

Die Kooperative CEALNOR liegt in Rio Real im Norden des Staates Bahia, wo das ganze Jahr über ein feuchtheißes Klima mit Durchschnittstemperaturen zwischen 22° und 26°C herrschen.


Hauptplatz von Rio Real

CEALNOR zählt derzeit über 900 Mitglieder, wovon rund 630 Orangenbauern und - bäuerinnen sind, die bis zu 60.000 Tonnen Frischfrüchte pro Jahr ernten.
Während unseres Aufenthaltes in Rio Real, wo wir sehr freundlich von den MitarbeiterInnen der Kooperative aufgenommen wurden, besuchten wir mehrere Orangenbauern und -bäuerinnen, die uns von ihrer Arbeit erzählten.


Gabriele mit CEALNOR Team

Orangenbauern und -bäuerinnen in Rio Real

Gemeinsam mit Juvenal (54 Jahre), der bereits seit der Gründung von CEALNOR 1993 Mitglied ist, Mauricio, der als Übersetzer behilflich war, und Ubirajara, der mit uns äußerst geschickt über die, mit riesengroßen Wassergefüllten Schlaglöchern versehenen, Feldstraßen durch die Gegend fuhr, besuchten wir einige Plantagen, sprachen mit Kleinbauern und - bäuerinnen und erfuhren sehr viel über den Anbau von Orangen, Papaya, Ananas, Maracuja und noch einigen anderen Früchten.


Juvenal - Gabriele - Mauricio

Juvenal lebt als einziger Orangenbauer der Gegend nicht bei seinem Feld etwas außerhalb von Rio Real, sondern direkt in Rio Real. Jeden Tag fährt er deshalb mit dem Bus und geht dann zu Fuß weiter, bis zu seiner Plantage, um sich um seine Früchte zu kümmern. Neben Orangen pflanzt er Papaya, Bananen, Kokos, Manjok, Kartoffeln, Karotten, Mais und noch einiges anderes an, was er entweder am lokalen Markt verkauft oder einfach für den Eigenbedarf züchtet.


Orangenbaum


Orangen


Gabriele im Papayafeld


Frisch gepflückt

Er erzählt uns, er liebe seine Arbeit auf dem Feld. Das merkt man auch, wenn man ihm zusieht, wie er durch sein Orangenfeld geht, uns einige zum Kosten anbietet und dabei etwas über die Pflege und die Ernte erzählt. Er besitzt 19 ha Land und erntet darauf 100 – 150 T/Jahr. Während des Jahres kümmert er sich alleine um die Sträucher, zur Erntezeit engagiert er 5 oder 6 ArbeiterInnen, die ihn unterstützen. Juvenal zählt zu einem der „weiter“ entwickelten Plantagenbesitzer da er sogar über eine Bewässerungsanlage verfügt.


Nachbar und unser Fahrer Ubiranjara

Derivaldo (32 Jahre) kann sich so etwas nicht leisten. Er bewirtschaftet 2 ha Land und ist nun seit 2 Jahren Mitglied der CEALNOR Kooperative. In einer kleinen Hütte neben dem Feld lebt der Orangenbauer und versorgt gemeinsam mit einem Helfer seine Felder.


Mauricio - Gabriele - Derivaldo


Land von Derivaldo


Küche außerhalb des Hauses

Er ist froh, seine Orangen über die FAIRTRADE- Kooperative verkaufen zu können, da ihm dadurch ein Mindesteinkommen gewährleistet ist, was seine Lebenssituation deutlich verbessert hat. Für den Eigenverbrauch züchtet er Schafe und Ziegen, außerdem baut er Maracuja, Ananas und Mais an, um sie auf dem heimischen Markt zu verkaufen, stellt Ziegel her und züchtet Maracuja-Setzlinge die er ebenfalls in der Gegend verkauft.


Maracuja


Maracuja-Setzlinge

Bei Nelso (56 Jahre) erfahren wir sehr viel über den Bioanbau. Fachleute von CEALNOR stehen den Bauern mit Rat und Tat zur Seite. Durch das Anbauen bestimmter Pflanzen zwischen den Orangenbäumen, und die Verwendung von natürlichen Düngemitteln wie Überreste aus der Zuckerverarbeitung, Kohle, Holzspan etc. wird der Boden mit ausreichend Sauerstoff und Mineralien versorgt. Gegen Ameisen, Insekten und andere Schädlinge wird ebenfalls mittels Anbau bestimmter Pflanzen und mit aus verschiedenen Pflanzen hergestellten Mitteln vorgegangen.


Gabriele - Mauricio - Philipp - Nelso


Haus von Nelso

Nelso hat 3 Kinder von denen zwei noch zu Hause leben und ihm bei der Feldarbeit behilflich sind. Die 19jährige Tochter unterrichtet in der Nähe von Rio Real erwachsenen Personen Lesen und Schreiben. Dieses Projekt wird von mehreren Großfirmen gesponsert und auch CEALNOR trägt, dank der FAIRTRADE Prämie, einen Teil dazu bei.

Orlando(42 Jahre) bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Familie sein 18 ha großes Land.


Gabriele - Mauricio - Orlando


Familie hilft bei der Erdnussernte

Ursprünglich stammt er aus Ilhéus wo er ebenfalls Land bewirtschaftete. Vor 8 Jahren kam er nach Rio Real und übernahm die Plantagen seines Vaters. Früher verwendete er chemische Düngemittel, dachte aber schon seit längerem nach über eine Umstellung auf Alternativmethoden. Als er mehr über die Anbauweise der CEALNOR-Bauern erfuhr, war er begeistert und schloss sich sogleich der Genossenschaft an. Der Umstieg auf Bioanbau war zwar am Anfang hart, aber ihm war immer klar, nur so könne er langfristig gute Produkte erzeugen. Später, so hofft er, werden seine beiden Söhne das Land übernehmen und in seinem Sinne weiterführen. Dafür arbeitet er heute.


Junge Orangenplantage


Ananas

Viele Junge Leute zieht es nach Sao Paulo, wo sie als Angestellte in der Landwirtschaft arbeiten, weil sie sich dort das große Geld erhoffen. Für ihn jedoch bedeutet Freiheit alles und so ist er froh hier in Rio Real sein eigenes Land besitzen und bewirtschaften zu können.


Kokosnuss


Köstliche Erfrischung

Unterstützung von Schulen durch FAIRTRADE- Prämie

Nicht sehr weit von Orlandos Grundstück entfernt befinden sich zwei Schulen, in denen auch seine Kinder unterrichtet werden. Zur Reduzierung des Analphabetismus werden am Nachmittag auch Kurse für Erwachsenen in Lesen und Schreiben angeboten. Der Bau dieser beiden Schulen wurde von CEALNOR mittels der FAIRTRADE-Prämie finanziert.


Volksschule


Mauricio – Lehrerin Luisiana - Gabriele

Die 19 jährige Luisiana unterrichtet die 4-6 Jahre alten Kinder jeden Vormittag. Der Unterricht für Erwachsene in Lesen und Schreiben fällt ebenfalls in ihren Aufgabenbereich. Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin bildet sie sich im Bereich Pädagogik mittels eines Fernstudiums über das Internet weiter.

Orangenernte in Bahia

Die Ernte findet zweimal im Jahr statt, Juni bis August und November bis Januar. Während des Jahres bewirtschaften die Bauern und Bäuerinnen ihre Felder meist alleine, zur Erntezeit helfen PflückerInnen bei der Arbeit auf dem Feld.


Endlose Orangenfelder


Philipp hilft bei der Ernte


Ganz schön schwer so eine Kiste

Entlohnt wird meist pro Kiste, die ca. 250 Orangen (das variiert nach Größe der Orangen) enthält.


Selbst gepflückt sind sie am besten


Mit dem Eselkarren geht’s dann zum LKW


Orangenernte fordert viel Kraft und Ausdauer

Vom Feld geht es zur ersten Weiterverarbeitungsanlage zum Orangensaft nach Rio Real.


Nach abladen des LKWs


Die Orangen werden nach Größe sortiert, die kleinen landen am heimischen Markt.


Nun werden sie gewaschen...


...getrocknet...


... und wieder verladen…

Da die Kooperative selbst über keine Verpackungsanlage verfügt, wird das Orangensaftkonzentrat in zwei Privatbetrieben in Bahia, sowie in einer Fabrik im Nachbarstaat Sergipe, zu angemessenen Lohn- und Arbeitsbedingungen hergestellt.

Die EZA, Gepa, Vita Verde, Spar natur*pur und Pfanner (Österreichische LizenzpartnerInnen von FAIRTRADE) bezahlen im FAIRTRADE System pro Tonne Orangesaft-Konzentrat einen Mindestpreis von 1.200,00 US $ (für Bio-Orangensaft Konzentrat US $ 1.500,00) plus einer Prämie in der Höhe von 100,00 US $ pro Tonne. Der Mindestpreis ist fällig, wenn der Weltmarktpreis unter oder bei 1.200 US-Dollar pro Tonne liegt. Steigt der Weltmarktpreis über 1.200 US-Dollar pro Tonne, gilt der Weltmarktpreis mit der FAIRTRADE Prämie von 100 US-Dollar.

Es war sehr spannend einen Teil des Weges des FAIRTRADE – Orangesaftes zu verfolgen, und einige Menschen kennen zu lernen, die an der Herstellung beteiligt sind. Wir wurden überall sehr freundlich empfangen und bekamen so nicht nur einen Einblick in die FAIRTRADE Kooperative CEALNOR, sondern auch ein wenig in das Leben der Menschen in Rio Real.